Sprechstörungen

Stottern

Stottern ist eine Störung des Redeflusses, bei der es zu unwillentlichen, unkontrollierten Wiederholungen, Dehnungen und/oder Blockaden kommt. Die Ursachen sind zwar nach wie vor unbekannt, es gibt jedoch verschiedene Faktoren, die das Auftreten des Stotterns begründen können:

  • genetische Disposition (Veranlagung, Hirnstrukturen)
  • auslösende Faktoren (z. B. Entwicklungsschub)
  • aufrechterhaltende Faktoren

Kernsymptome:

  • Wiederholung von Lauten/Silben
  • Dehnungen
  • Blockierungen

Hierbei können Zeichen von Anstrengung hörbar und sichtbar sein. Weiterhin kann es zu Begleitsymptomen kommen, wie beispielsweise Satzabbrüchen, Abbruch des Blickkontaktes, hörbares Atmen und psychische Reaktion wie Scham oder Sprechangst. Jedes Stottern ist individuell ausgeprägt. Bei circa fünf Prozent aller Kinder im Alter von zwei bis sechs Jahren treten Sprechunflüssigkeiten auf, die häufig jedoch vorübergehend sind. Bei 25 Prozent der Kinder chronifiziert sich das Stottern, d. h. es dauert an. Typisch für den Verlauf ist der Wechsel von symptomarmen Phasen mit solchen einer ausgeprägteren Symptomatik. Ebenso typisch ist, dass das Stottern je nach Situation und Adressat unterschiedlich ausgeprägt ist.

 

Wann sollten Sie einen Logopäden aufsuchen?

  • wenn Ihr Kind sich beim Sprechen offensichtlich anstrengt
  • wenn Ihr Kind bestimmte Laute oder Wörter vermeidet
  • wenn Ihr Kind Sprechangst zeigt
  • wenn Sie unsicher sind, ob eine Störung besteht

Wie sollten Sie sich im Sprachkontakt mit dem Kind verhalten?

Lassen Sie ihr Kind ausreden und halten Sie den Blickkontakt, wenn möglich auf der Ebene des Kindes (hinknien). Ergänzen Sie keine Wörter. Zeigt das Kind Anstrengung, dürfen Sie es offen auf sein Stottern ansprechen. Das erneute Ansprechen führt zu einer Entlastung und somit zu einer Verbesserung der Symptomatik.

 

Poltern

Das Poltern ist ebenfalls eine Störung des Redeflusses. Es zeichnet sich aus durch eine phasenweise überhöhte Sprechgeschwindigkeit, die zu Auslassungen und Verschmelzungen von Lauten, Silben oder Wörtern führen kann. Diese phonetischen Auffälligkeiten beeinträchtigen die Verständlichkeit des Gesagten.

 

Verbale Entwicklungsdyspraxie

Eine verbale Entwicklungsdyspraxie ist eine zentralorganische Entwicklungsstörung, bei der die Planung bzw. Programmierung von Sprechbewegungen beeinträchtigt ist.

 

Merkmale:

  • reduzierte zweite Lallphase (wenig Babbeln)
  • gestörte Sprachmelodie (Prosodie)
  • das Kind hat ein Störungsbewusstsein
  • große Diskrepanz zwischen rezeptiven (Hören und Verstehen) und expressiven (Sprechen) Leistungen
  • Probleme bei der Artikulation einzelner Laute
  • Suchbewegungen
  • Fehlerfrequenz nimmt mit Wort- und Satzlänge zu

 

Mögliche Ursachen:

  • genetische Disposition
  • metabolisch
  • Störung der sensorischen Integration

Artikulationsstörungen

Als Artikulationsstörung bezeichnet man Abweichungen von der „Standardartikulation“ von Lauten und Lautverbindungen aufgrund sprechmotorischer Probleme. Dazu gehört zum Beispiel Sigmatismus. Hierbei handelt es sich um eine Fehlbildung der Laute s und z, indem sich die Zunge bei der Artikulation an bzw. zwischen die Zähne schiebt. Im letzteren Fall kommt es zum klassischen Lispeln. Von einem Sigmatismus lateralis spricht man, wenn die Luft seitlich über die Zahnreihen entweicht und dabei ein „schlürfendes“ Geräusch entsteht.

 

Rhinophonie

Als Rhinophonie bezeichnet man eine Störung der Sprech- und Stimmfunktion. Es wird unterschieden zwischen dem offenen Näseln (Rhinophonie aperta), bei dem beim Sprechen zu viel Luft durch die Nase entweicht, und dem geschlossenen Näseln (Rhophonia clausa), bei dem keine Luft durch die Nase entweicht. Die Nasenresonanz ist stark eingeschränkt, es entsteht ein verschnupfter Stimmklang.

 

Ursachen:

  • Tumore
  • Lippen-Kiefer-Gaumen-Segel-Fehlbildungen
  • Erkrankungen der Nasennebenhöhlen
  • Nachahmung bei ungünstigem Sprachvorbild
  • funktionelle Gaumensegelschwäche
  • neurologische Faktoren